In Berlin gibt es eine Vielzahl an Museen. Besonders viele gibt es zu den Themen NS-Regime, Holocaust und dem Mauerbau. Natürlich gibt es auch noch das Deutsche Historische Museum, was jeder in seinem Leben mindestens einmal gesehen haben muss oder den Berliner Zoo. Ok, ein Zoo ist vielleicht kein Museum, aber dennoch ist er schön und vermittelt eine Menge Wissen.
Ebenfalls viel Wissen und eine ungeheure Realitätsnähe vermittelt das Deutsche Currywurst Museum in Berlin. Für ermäßigte 12,50€ war der Preis für die bekommende Leistung meiner Meinung etwas hoch, aber dafür bekam man am Ende der Führung noch drei Schalen mit Currywurst in unterschiedlichen Soßen. Dazu gab es noch ein Becher Wasser und ein Brötchen.
Zum Museum lässt sich sagen, dass es sehr interaktiv gestaltet ist und einen interessanten Einblick in die Geschichte der (Curry-)Wurst gibt. Neben einer interaktiven Imbiss-Bude und dem Probieren von Gewürzen, gab es anschließend die Geschmacksprobe einer Currywurst mit verschiedenen Soßen. Die Probe war - und das muss man dieser Stelle leider sagen - das eigentliche Highlight und eben auch nur zu bekommen, wenn man das teure Ticket kauft.
Dennoch war und ist ein Besuch dieses einzigartigen Museums empfehlenswert. Denn wer kann schon behaupten im Deutschen Currywurst Museum in der Currywurst-Stadt Berlin gewesen zu sein? Dieses besondere Erlebnis war in jedem Fall eine Fahrt wert und wer sich eh schon am Checkpoint Charlie rumtreibt, der kann die 10-15 Minuten Fußweg ohne Bedenken auf sich nehmen.
Jeder Mensch, der sich mit der jüdischen Kultur auskennt, der wird wissen, dass Juden kein handelsübliche Currywurst essen würden. Und ob eine Currywurst aus Tofu, Lamm oder Huhn wirklich schmeckt darf man an dieser Stelle gerne bezweifeln. Bevor das Ganze hier aber in Blasphemie endet, kläre ich kurz die "jüdische Currywurst" auf. Im Anschluss an das Currywurst Museum war ein Besuch im "Jüdischen Museum" geplant und da dieser Blog über beide Besuche handelte, entschied ich mich für einen provokanten Titel.
Eigentlich war der Besuch des jüdischen Museums nie auf meiner Agenda. Viel zu sehr war ich von dem Thema Holocaust belagert. Das gesamte Schulleben musste man sich mit dem Nazi-Regim, der Judenverfolgung oder den KZ-Lagern beschäftigen. Auch wurde man dazu "gezwungen" sich Gedenkstätten oder Museen zu den Themen anzuschauen, obwohl jeder im Alter zwischen 14-18 Jahren wohl ganz andere Interessen hat als sich Geschichten über Verbrechen anzuhören, die erstens vor langer Zeit geschahen und zweitens mit unserer und der nachfolgenden Generationen nichts zu tun haben.
Das klingt natürlich sehr danach als ob mir die Vergangenheit egal wären. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Ich bin der schrecklichen Taten durchaus bewusst, ich denke aber auch, dass man den Schülern von heute den Freiraum geben muss und sich selbst mit dem Thema zu beschäftigen. Sicherlich gehört es dazu, dass man ihnen das nötige Wissen vermittelt, aber sollte man es gleich übertreiben und Klassen bzw. Kursfahrten so zu planen, dass man eine große Schülergruppe durch Museen prügelt, die einen geschichtsträchtigen Hintergrund haben und ernst genommen werden sollten? Die Schüler in diesem Alter haben sicherlich ein Interesse an der Geschichte unserer Landes, aber sie damit zu übersättigen macht meiner Meinung keinen Sinn. Die Folgen daraus sind, dass Schüler durch die Gänge rennen, über die verschiedenen kulturellen Güter spotten oder sich einfach lautstark unterhalten ohne sich um ihre Umgebung zu kümmern.
So war es zumindest mal wieder im jüdischen Museum. Draußen 20°C und Sonnenschein und drinnen genervte und gelangweilte Schüler - wer kann es ihnen auch verübeln? Die Frage die man sich stellen müsste, wären wirklich anders gewesen?
Aber von der Pädagogik mal weg und hin zum wesentlichen Teil des jüdischen Museums. Wie erwartet begann das Museum mit einer Mahnung und Erinnerung an die "alte" Zeit. Dabei war der Beginn der Ausstellung alles andere als langweilig. Der Architekt Daniel Liebeskind entwarf einen Neubau, welcher den Besucher in einer fremde, einzigartige Welt eintauchen ließ.
Geteilt wurde dieser Neubau in drei schiefe Achsen. Die Achse der Kontinuität, die Achse des Exils und die Achse des Holocaust. Alle drei Achsen endeten an einen bestimmten Punkt. Die Achse des Exils endete im Garten des Exils. Einem Ort, der durch eine Vielzahl von gleichmäßig erbauten Blöcken gespickt war. Die Blöcke wurden symmetrisch angelegt. Hinzu kommt, dass der Garten sehr steil angelegt ist und man wirklich Schwierigkeiten mit dem Laufen hat.
Die Achse des Holocausts. An diesem Ort war das Leiden und der Schrecken förmlich spürbar. Weiße Wände und ein schwarzer Fußboden. Keine Farben, keine Emotionen. In den Wänden befinden sich Schaufenster, wo die Exponate ausgestellt sind. Meist sind es die letzten Briefe von KZ-Opfern, die ihren Lieben noch ein letztes Mal eine Nachricht zukommen lassen wollten. Diese Briefe gehen so sehr unter die Haut, dass man das Leiden der Familien spüren kann.
Am Ende der Achse befand sich ein weiterer Raum, der Holocaust-Turm. Der Holocaust Turm ist einer der mehreren Voids im jüdischen Museum. Die Voids stellen einen leeren Raum dar und bis auf den Turm sind sie nicht zugänglich. Vor dem Holocaust-Turm wird man jedoch gewarnt. Er ist nicht klimatisiert, könnte ungeahnte Ängste freisetzen und wird nur durch einen Schlitz in der Außenwand mit Sonnenlicht beleuchtet.
Im Raum selbst ist es totenstill. Nicht einmal die Geräusche von der anliegenden Straße sind zu hören und obwohl draußen 20°C sind und die Sonne auf diesen Turm scheint, ist es unglaublich kalt. Vielleicht 13°C - wenn überhaupt. Der Turm ist in einem Keil angelegt, die von einer breiten Seite zur Spitze verläuft. Wenn man sich nun vom breiten zum spitzen Punkt geht, dann bemerkt man plötzlich wie eingeengt man sich fühlt. Es wird dunkler, noch stiller und noch kälter. Zahlreiche Interpretationen deuten daraufhin, dass dieser Ort die Gefangenschaft der Holocaust-Opfern nachstellen soll. Architekt Liebeskind hat sich zu dem Turm nicht eindeutig geäußert.
Die Achse der Kontinuität endet mit einer steilen Treppe die zur Dauerausstellung führt. Dort findet man sich in einem üblichen Museum kennen. Das Museum ist zunächst chronologisch angeordnet und informiert den Besucher über die jüdische Kultur, die Besonderheit der Religion, der Bar Mizwa Tradition, jüdischen Persönlichkeiten und natürlich auch über den Antisemitismus. Weniger dramatisch, dafür äußerst interessant wurde die Dauerausstellung kreiert und ist mit zahlreichen Interaktionen bestückt.
Die Dauerausstellung ist zwar nicht so einfühlsam wie die drei Achsen, dafür ist sie sehr groß und detailverliebt. Ohne Ausnahme kann man sich sicherlich einen ganz Tag dort aufhalten, ohne auch nur einmal das Gefühl von Langeweile zu bekommen. Allerdings muss das Interesse an der jüdischen Kultur auch unerschütterlich sein, teils hochlebend und als Minderheit der Welt wird sie dargestellt. Dies soll keine Kritik sein - immerhin möchte jedes Museum einen guten Eindruck hinterlassen, aber etwas Kritik an der eigenen Kultur wäre an der einen oder anderen Stelle doch erwünscht gewesen.
Zusammenfassend waren beide Museen auf ihre Art und Weise interessant, dass eine eine Hommage an die bedeutendste Wurst der Deutschen. Auf der anderen Seite eine interessante Ausstellung, die an ein Verbrechen erinnert, welches auf dieser Welt nie wieder geben darf und gleichzeitig den Besucher eine interessante (fremde) Kultur eintauchen lässt.
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