Montag, 2. März 2015

Serien-Kritik: Elementary vs. Sherlock


Der Frühling ist nahe, das chaotische Wetter ist schon da und wenn man sich am Tage sich dem schönen Wetter gewidmet hat, so darf man sich besten Gewissens auf der Couch gemütlich machen. Und was gebe es nicht besseres als sich einer neuer Serie zu widmen - ohne Werbung und ohne lästigem "boah wieder eine Woche warten" Jammern. 

Elementary heißt eine der neueren Serien, die sich mit der Geschichte der Kunstfigur Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle. In Elementary ist aber alles anders. Im Gegensatz zur britischen Produktion "Sherlock", die wie die Schriftstücke in London spielen, ist der "neue" Sherlock Holmes in New York City ansässig. Natürlich ist er in Elementary, die von CBS produziert wurde, ebenfalls Brite und finanziell komplett unabhängig. 

Lucy Liu und Jonny Lee Miller als Watson und Holmes
In Elementary wird Sherlock von Jonny Lee Miller gespielt und stellt einen ehemaligen Drogensüchtigen dar. Sherlock muss aufgrund seiner vergangenen Sucht zu mehreren Sitzungen für Drogenabhängige und wird dabei von der wunderschönen Dr. Joan Watson, gespielt von Lucy Liu, begleitet. Die ehemalige Chirurgin hat sich nach einem Kunstfehler von der Chirurgie abgewandt und sich der Aufgabe als Therapeutin für Suchtkranke angenommen. Sie wurde von Sherlock's Vater persönlich rekrutiert. 

Neben New York City und der weiblichen Rolle von Watson, sind auch die Figuren Captain Thomas Gregson und Detectiv Marcus Bell neu. Lediglich eine Nebenrolle nehmen zu Beginn der zweiten Staffel Gareth Lestrade und Mycroft Holmes ein. Unverändert bleibt der Kampf der gegen "Moriarty". Zwar wird ab der zweiten Staffel die Vergangenheit von Sherlock Holmes in London aufgearbeitet, zum Beispiel auch der ehemalige Wohnort, aber dabei bleibt es auch mit der Aufklärung um Holmes vergangener Arbeit bei Scotland Yard.

Im Vergleich zur BBC Produktion wirkt die Holmes Figur der CBS mehr empathiefähig. Obwohl die Fälle im Verlaufe der ersten Staffel gewalttätiger werden, bleibt der amerikanische Holmes seiner gewaltfreien Methoden treu. Dies ist im britischen Pendant seltener der Fall und wenn es darum geht die Gegner mit Kampfkünsten auszuschalten. Im Gegensatz zu Benedict Cumberbatch stellt Jonny Lee Miller einen charismatischen, durchaus attraktiven und anziehenden jungen Mann dar, der seine sexuellen Neigungen gerne weitreichend auslebt.

Ein auffallender Kritikpunkt an der amerikanischen Produktion ist natürlich die Aussprache. In der BBC Produktion wird natürlich fast ausschließlich Oxford-Englisch gesprochen. Was der Atmosphäre, dem Charme und der Intensität der Serie zu Gute kommt. In New Yorker Edition ist es, bis auf wenige Ausnahmen und Sherlock Holmes natürlich, im amerikanischem Englisch gehalten. 

Der größte Unterschied der beiden Serien liegt aber wohl am Charakter "Watson". Das Geschlecht spielt dabei eine entschiedene Rolle. Joan Watson alias Lucy Liu wird dem hoch intellektuellem Sherlock Holmes übergestellt in dem sie dafür sorgen muss, dass Holmes nicht wieder abhängig wird. Zwar verläuft die Beziehung später in die umgekehrte Richtung, man spürt aber, dass sich eine gewisse Freundschaft zwischen beiden entwickelt, die sich auch in eine sexuelle Richtung entwickeln könnte. Identisch ist es aber, dass beide Watsons die Rolle des Assistenten einnehmen und dabei eine wichtige Rolle spielen, so dass Sherlock Holmes unweigerlich davon profitiert.

Das britische Original an der Baker Street 221B
Martin Freeman und Benedict Cumberbatch
Elementary ist eine durchaus ansehnliche und unterhaltsame Serie die sich mit der Figur Sherlock Holmes beschäftigt. Auch die "Neuerungen", dass die Geschichten in New York City spielen und das Watson ein weiblicher Charakter ist, macht Beziehung der beiden sehr interessant. Doch im Vergleich zur BBC Produktion fehlt hier der gewisse Humor, der vor allem durch die unfassbar gute schauspielerische Darbietung von Martin Freeman (Dr. Watson BBC) hervorgerufen wird. Es ist zwar nett anzusehen, dass Sherlock Holmes deutlich mehr Empathie empfinden kann als in London, aber auch das schmäht ein bisschen die Atmosphäre. Auch fehlt es dem amerikanischen Holmes an schwierigen Fällen. Natürlich muss der Einstieg für den Zuschauer leicht gemacht werden, aber irgendwann sollte der Schwierigkeitsgrad steigen und nicht so vorhersehbar werden. 

Dieser Kritikpunkt kann aber damit egalisiert werden, dass CBS im Vergleich zur BBC bereits drei Staffel zu je 24 Folgen produziert hat. Die BBC hat lediglich 9 Folgen in drei Staffeln produziert, wobei dort eine Folge immer 90 Minuten, statt 45 Minuten dauert. Nichtsdestotrotz arbeitet man in England bereits an den Staffeln vier und fünf. 

Zu sehen ist die erste Staffel Elementary "kostenlos" für alle Prime Mitglieder auf Amazon - leider nur in der deutschen Übersetzung. Alle anderen müssen sich mit iTunes oder ähnlichem abfinden.