Paul George, Steve Nash, Carmelo Anthony, Chris Bosh und Kobe Bryant. Dazu noch die Youngster Jabari Parker, Alec Burks, Shabazz Muhammad, Julius Randle und Brandon Jennings. Alle Spieler sind mit „Out of Season“ deklariert und nun gesellt sich wieder ein Stammgast zu dieser elitären Liste hinzu - Derrick Rose. Schon wieder.
Rose 2012 ©ESPN |
Im Mai 2012 sorgte ein Riss des vorderen Kreuzband dafür, dass er ein Jahr komplett aussetze. Zwar war er körperlich zu den Playoffs 2013 wieder fit, spielte aber in dieser Saison kein einziges Spiel. Zur Saison 2013/14 sollte dann der große Angriff auf die Top-Plätze der Eastern Conference folgen. Doch Fehlanzeige. Im Spiel gegen die Portland Trail Blazers am 22. November 2013 zog sich einen Meniskusriss im rechten Knie zu - „Out of Season“ again. Wieder folgte ein Jahr ohne Spielpraxis. Bis zum Saisonstart 2014/15 spielte Rose nur 10 Spiele, diese auch nur auf einem für ihn unbefriedigenden Niveau.
„Mund abwischen und weiter machen“ konnte es nur für die Bulls heißen und hoffen, dass ihr „Messias“ noch einmal zurück kommen kann. Er kam. Aber unverkennbar war er nicht mehr der Alte, der Übernatürliche, der einstige MVP. Niemand hat dies erwartet, nicht nach so langer Zeit und doch waren es die sehnlichsten Wünsche, dass ihr Franchise-Player sie zurück an die Spitze der Eastern Conference, ja gar zum Titel tragen könnte. Man verstärkte sich überdurchschnittlich, verschaffte Rose alles was er brauchte um angreifen zu können.
Rose bei der WM 2014 ©ESPN |
Nach nur zwei Spielen begannen sich die Rose Fans aber schon wieder sorgen zu machen. Rose setzte zwei Spiele aus, spielte eins und setzte wieder zwei aus, spielte zwei und setzte vier aufeinanderfolgende Spiele aus. Dann aber spielte er, durchschnittlich knapp 30 Minuten. Auf dem ersten Blick zu wenig für einen so jungen und starken Spieler, auf dem zweiten Blick merkte man aber, dass Rose nicht mehr wollte. „Er müsse auch an die Familie denken“, hieß es einmal. Seine Stats waren gut, nicht phänomenal, aber ausreichend um die Bulls an der Spitze im Osten zu halten. Doch dann vor zwei Tagen: „Out of Season!“ Rose musste am rechten Meniskus operiert werden. Zwar hoffen die Bulls auf eine Rückkehr des ehemaligen Liga-MVPs, doch diese Hoffnungen machen sich wohl nur die härtesten Anhänger der Bulls.
Die Reaktionen vom Center Joakim Noah könnte man anders nicht zusammenfassen: "Angry, sad -- he doesn't deserve it. It's just really disappointing ... I feel bad for him, but I know he's a tough guy and he's going to bounce back.“ Sicherlich, die Bulls werden die Playoffs erreichen und die Mannschaft ist gut genug um den Kampf um die Krone im Osten aufzunehmen und ja, mit Rose wäre dies einfacher, aber aufgeben ist nicht. Hinrich und Brooks müssen es nun richten und vielleicht kommt ein Nate Robinson nochmal zurück und verhilft den Bulls zu ungeahnten Höhenflügen in den Playoffs.
Im Kontext dieser Verletzung kommt es nicht selten vor, dass man Derrick Rose die Sinnfrage stellt. „Hör auf!“, „Es hat doch keinen Sinn mehr!“, „Du bist es nicht mehr wert!“, „Tu dir sowas doch nicht mehr an.“ Bei solchen Sprüchen, die natürlich vor allem im Social Network des Öfteren auftauchen, kann man leicht den Glauben an sich verlieren. Doch Rose wäre nicht Rose, wenn er jetzt aufgeben würde. Ohne Frage, er wird weitermachen. Und das zu recht. Er ist Profi, hat einen Vertrag und ist dazu noch der absolute Liebling der Fans. Er ist immer noch das Gesicht einer ganzen Stadt, wenn auch das Team eher unter den Einfluss von Noah und Gasol steht. Ohne Rose würde diese Stadt vermutlich auch den Glauben an sich selbst verlieren. Sie würden nicht mehr daran glauben, dass nach der Jordan-Ära der Titel nochmal in Reichweite käme ohne zu tanken. Doch so sehr sich Rose wieder heran kämpfen wird und sich ins Zeug legen wird, muss trotzdem die Frage gestatten sein: Ist er noch gut genug? Ist er noch tragbar und 20 Millionen Dollar wert? Der MVP Titel 2011 hat ihm die Mega-Extension von knapp 90.000.000 US-Dollar eingebracht die noch bis 2017 läuft. Traden? Kommt nicht in Frage. Selbst der schwächste Rose, ist immer noch besser als gar kein Rose. Buy-Out? Hilft niemanden.
Es zählt nur noch der Ring. |
Der einstige Allstar nur noch ein Schatten seiner selbst? Ja und Nein. Viele haben erwartet, dass er diese Saison wieder 20+ Punkte und an die 10 Assists auflegen würde. Soweit kam es leider nicht. 18,4 Punkte, 5 Assists, 3 Rebounds und 40% aus dem Feld stehen bei nur 31 Minuten pro Spiel zu buche. Ordentliche Werte für jemanden, der fast anderthalb Jahre kein Profi-Basketball gespielt hat. Derrick Rose wird 27 Jahre alt sein, wenn er auf das Parkett zurückkehren wird. Das beste Basketballalter wenn man so will. Doch der Aufbauspieler wird mehr als nur das sein. Er wird von sich nicht erwarten jede Nacht die Top-Plays für NBA.TV zu liefern. Er wird zurückkommen um sich die Krone aufzusetzen. Trotz seines jungen Alters hat Rose die Erfahrung und die Fähigkeiten dazu sein Team bis ins NBA Finale zu führen. Er benötigt keine 40 Minuten pro Spiel mehr um seine Leistung abzurufen. Er ist effektiv geworden, weiß wann er wie wo gehen muss um erfolgreich zu sein. Und wenn das mal nicht klappt, dann hat er noch 14 andere Spieler hinter sich, die genau das gleiche Ziel haben.
Derrick Rose hätte ohne seine Verletzungen vermutlich einer der Point-Guards werden können, die Rekorde brechen. Einer der regelmäßig in den Top-Plays der Nacht auftaucht und im Kampf um die MVP Krone mitstreitet. Davon muss er sich nun endgültig verabschieden. Was ihm bleibt: Der Traum vom Ring und der ist und bleibt real, außer Derrick sagt selbst, es geht nicht mehr. Die Franchise, Teamkollegen und Fans aber werden ihn weiter antreiben, das Beste aus sich rauszuholen. Sie werden den Glauben an ihn nicht verlieren, genau so wenig, wie er selbst den Glauben an sich nicht verlieren wird.