Doch noch stottert der Motor gewaltig. Weder defensiv noch offensiv kommen die Cavs zurzeit richtig in Fahrt und das liegt nicht an den individuellen Fähigkeiten des Teams. Während nach der Niederlage am 22. November gegen Toronto schon die Rede von einem Fehlstart war und der Cheftrainer David Blatt direkt zur Diskussion stand, erholten sich die Cavs mit einem 8-0 Run zunächst. Danach folgte ein Hoch und Runter, wo am Ende ein 19-15 steht. Das heißt aktuell Platz 5 in der Eastern Conference und drei Siege hinter den Washington Wizards. LeBron James, der aktuell wegen multiplen Verletzungen fehlt, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass der Titel in dieser Saison noch zu früh ist. Das Team muss sich erst finden und jeder Einzelne muss seinen Platz im Team finden und akzeptieren. Dies ist auch der Grund warum All-Star Kevin Love den niedrigsten PER seit seiner Rookie Saison hat. Für ihn wird es darum gehen seine Rolle zu finden und alles dafür tun zu müssen, was dem Team hilft, ähnlich wie Chris Bosh damals in Miami.
In Miami dagegen hat man die Post-James-Era ausgerufen. Neben James sind auch Mike Miller und Ray Allen gegangen. Zurückgeblieben ist ein Team, was sicherlich um die Playoffs im Osten mitspielen kann, aber die Chancen in das Conference Finale einzuziehen stehen dagegen eher bei Null. Dem durchaus soliden Kader fehlt es vor allem an Tiefe. Wade, Bosh, Deng und Chalmers bilden den Kern doch dahinter wird es mit Andersen und Granger schon dünner. Nach einem guten Start (5-2) folgte im Dezember ein 5-12. Aktuell stehen die Heat bei 15-20 und im Januar stehen überwiegend die starken Teams aus dem Westen, wie Dallas, LA Clippers, Portland und Golden State auf dem Spielplan. Kommen sie einigermaßen gut durch den Januar könnte ihnen am Ende des Monats Platz 5-6 winken.
Atlanta mit einem Hauch von San Antonio. Kanada kann auch Basketball.
Während in Cleveland noch nach dem Teamspirit sucht, spielen die Atlanta Hawks den besten Basketball im Osten und das vor allem als Team. Die Stützen Paul Milsap, "Big Al" Horford und Jeff Teague sorgen dafür, dass Atlanta um Platz 1 im Osten mitspielt. Im Sommer konnte man Thabo Sefelosha per Sign&Trade von den Oklahoma City Thunder holen. Zu dem wurden Mike Scott und Shelvin Mack gehalten und Elton Brand als Backup für Paul Milsap verpflichtet. Die Hawks gaben bis auf Louis Williams keinen Spieler ab und konnten somit fast das gesamte Team zusammenhalten. Hinzu kommt, dass der deutsche Nationalspieler Dennis Schröder in seine zweite Saison geht. Die Hawks zelebrieren derzeit die höchste Form des Team-Basketballs. Mit 25,3 Assits pro Spiel liegen sie ligaweit auf Platz 3 und sorgen mit ihrer starken Defensive (97,5 GPPS) dafür, dass selbst das offensiv stärkste Team, die Dallas Mavericks (1., 109,9 PPS), Probleme haben. Nach einem holprigen Saisonstart (7-6) folgte bisher anhaltender 18-2 Siegeszug durch die NBA (Stand: 4.1.2015). Das besondere an der Statistik ist nicht nur die 75% Siegquote, sondern gegen wen die Hawks diese Siege eingefahren haben. Darunter die Dallas Mavericks, Houston Rockets, Portland Trail Blazers und die Los Angeles Clippers - allesamt aus der Western Conference. Im Osten konnte man die Playoff Aspiranten Chicago, Cleveland (2-1) und die Washington Wizards bezwingen. Lediglich die Toronto Raptors konnten Atlanta schon zwei Niederlagen einschenken. Mit den Hawks muss man im Kampf um den Einzug ins NBA Finale in jedem Fall rechnen.
Neben den Atlanta Hawks, spielen auch die Kanadier der Toronto Raptors guten Basketball. Nach einem hervorragenden Saisonstart (13-2) folgten zwei Niederlagen gegen Dallas und die LA Lakers, ehe danach wieder eine gute Serie von 11-3 Siegen auf dem Konto stand. Zum Jahreswechsel verloren die Raptors aber ihre Konstanz. Auf ihrem langen Roadtrip im Westen konnten sie von fünf Spielen nur gegen die schwächelnden Clippers und gegen die Nuggets gewinnen. Nach einer bitteren Niederlage nach Verlängerung gegen die Portland Trail Blazers folgten zwei deutliche Niederlagen gegen den Ligaprimus Golden State Warriors (105-126) und den Phoenix Suns (109-125). Die Raptors bestechen besonders durch ihre individuellen Fähigkeiten heraus und daher ist das Fehlen von DeMar DeRozan gleich doppelt schmerzhaft. DeRozan fehlt den Raptors seit Dezember und eine Rückkehr ist aktuell nicht absehbar. Nichtsdestotrotz müssen die Kanadier an ihrer Verteidigung arbeiten. Mit 101,6 gegnerischen Punkten stehen sie auf Platz 22 der NBA, einzig Dallas ist von den Topteams schlechter. Wenn sie es schaffen die erlaubten gegnerischen Punkte unter 100 im Schnitt zu halten, könnten sie in der Lage sein im Konzert der ganz Großen mitzuspielen. Für Toronto geht es zunächst wieder zurück in die Heimat wo sie bis Mitte Januar ausschließlich Heimspiele bestreiten werden. Das Hightlight wird das Spiel gegen die Hawks am 16. Januar werden, wo sie mit einem Sieg wieder näher an die Spitze im Osten ran kommen können, sofern sie die vorherigen Spiele auch erfolgreich für sich entscheiden können.
Die Bulls sehen wieder rot. Fragezeichen bei den Wizards.
Derrick Rose ist zurück auf dem Parkett und mit ihm kam auch Pau Gasol aus Los Angeles. Nachdem man in Chicago Carlos Boozer amnestiert hatte, war Platz für den Spanier. Gasol, der erstmals in seiner Karriere ein Trikot eines Teams aus dem Osten trägt, bringt trotz seiner 34 Jahren Bestleistungen. Im Schnitt legt er 18 Punkte auf und holt 11 Bretter pro Spiel, hinzu kommen noch sehr starke 2.4 Blocks. Mit diesen Stats bewegt er sich auf einem eigenen Karrierehöchstwert. Neben Gasol spielt aber auch ein anderer Akteur seine beste Saison seiner Karriere. Die Rede ist von Jimmy Butler. Der 2011 an 30. Stelle von den Bulls gedraftete Shooting Guard bringt pro Spiel knapp 22 Punkte, 6 Rebounds und 3 Assists auf das Parkett und das bei knapp 48% aus dem Feld.. Karrierehöchstwerte. Zum Vergleich zur letzten Saison: 13 Punkte, 5 Rebounds und 2.6 Assists, bei einer FG Quote von 39%. Die Bulls konnten zwar in den letzten Jahren auch ohne ihren ehemaligen MVP Derrick Rose in den Playoffs mitspielen, für den Einzug in das Conference Finale hatte es nicht gereicht. Das könnte sich dieses Jahr ändern. Im Vergleich zu den letzten Jahren spielen die Bulls einen sehr attraktiven Offensive Basketball und erzielen erstmals seit der Saison 2008/2009 im Schnitt wieder über 100 Punkte (102.8 PPS, NBA Rank 8). Zwar leistet man sich mit 98.6 GPPS knapp 7 Punkte mehr als in den vergangen Jahren, aber trotzdem gehört man zum engeren Kreis der Spitze und bleibt unter der 100 Punkte Marke. Das Chicago dieses Jahr um den Titel im Osten mitspielen kann, dafür sorgen nicht nur die Statistiken sondern auch die Neuzugänge. Neben Pau Gasol, bringen insbesondere die Rookies Doug McDermott und Nikola Mirotic gute Leistungen. Des Weiteren konnte man mit Aaron Brooks einen weiteren Guard Backup für sich gewinnen und mit Taj Gibson hat man einen potenziellen Sixt-Man-of-the-Year Forward im Team. Komplettiert wird der starke Kader von Kirk Hinrich, Mike Dunleavy und natürlich dem Franzosen Joakim Noah.
Während die Bulls mit den Hörnern voraus ins NBA Finale stürmen wollen, verzaubern die Guards Wall und Beal die Fans der Washington Wizards. Doch was nach Zauber aussieht, ist auch ein bisschen dem Spielplan und der Division zu verdanken. Zwar fährt man Siege gegen die New York Knicks, Detroit Pistions und Boston Celtics ein, verliert man aber gegen die Großen wie Atlanta, Chicago, Dallas und Toronto. Bei den Wizards muss der kommende Januar abgewartet werden um eine ernsthafte Prognose abgeben zu können. Fest steht nur, dass sie im Bund ihre Spiele gewinnen. Dies kann man besonders an der Defense (97.8 GGPS, NBA Rank 6) und den 24.9 Assists pro Spiel (NBA Rank 4) ablesen. Angeführt wird das Team von All-Star John Wall, der in dieser Saison 17.2 Punkte und 10.3 Assists pro Spiel auflegt. Der Point Guard liegt damit auf Platz der meisten Passgeber, gefolgt von Ty Lawson, Rajon Rondo und Chris Paul. Aber nicht nur auf dem Parkett wird gut gearbeitet, auch im Büro des General Manager. So konnte man den Weggang von Trevor Ariza mit dem mehrfachen All-Star Paul Pierce kompensieren. Ebenfalls wurde mit Kris Humphris ein weiterer Backup-Spieler für den Frontcourt gefunden. Sollten die Hauptstädter also im Januar ihre Spiele gegen Chicago, San Antonio, Atlanta und Portland gewinnen und ihre Position festigen können, dann muss man im Kampf um die Eastern Conference Finals in besonderes Auge auf die Magier aus Washington haben.
Nach gut 37 Spielen sind wir fast bei der Halbzeit angekommen und können zusammenfassend sagen, dass der Osten im Vergleich zu letzten Jahren in der Spitze zusammengerückt ist. Chicago ist auf dem besten Weg ein Titelanwärter zu werden. Atlanta und Toronto besitzen die Möglichkeiten um ins NBA Finale einzuziehen. Die Cavaliers müssen sich noch finden um im Osten ernsthaft angreifen zu können und für die Wizards verlief die erste Saisonhälfte zufriedenstellend, müssen sich aber bis April noch steigern und vor allem die sogenannten "Big Games" gewinnen. Ansonsten ist der Osten in der breite weiterhin nicht gut genug. Brooklyn und Miami sind nur Mittelmaß, die Bucks überraschen zwar, werden maximal die erste Playoffserie bestreiten können und die Charlotte Hornets enttäuschen bisher auf ganzer Linie. Dass mit den Knicks, Celtics, 76ers, Pacers, Pistons und Magics dieses Jahr nicht zu rechnen ist, war von Anfang an klar.
Der Osten mag in der Spitze minimal breiter und stärker geworden zu sein, dafür ist der Westen aber in der Breite noch einmal deutlich besser geworden. Dazu mehr im zweiten Teil der Halbzeitanalyse der besten Basketballliga der Welt.