Freitag, 18. Juli 2014

Der Kleinste verabschiedet sich als Größter

Nach dem Siegtreffer von Mario Götze, dem ebenso weltmeisterlichen als auch emotionalen Empfang der Weltmeister aus Brasilien, folgt nun die nächste Nachricht, die zu Tränen rührt.

Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, tritt zurück. Der Alleskönner des FC Bayern verlässt zu einem Zeitpunkt die Nationalelf, die viele verwundert und verärgert. Andererseits erhält der Kapitän auch viel Lob und Anerkennung für diesen Schritt. Andere vor ihm haben es falsch gemacht. Sie haben bis zum letzten Funken gespielt - und gescheitert. Lahm dagegen hat alles gewonnen, was man als Fußballer gewinnen kann. Meisterschaft, Pokalsieger, Champions-League Sieger und eben WELTMEISTER.

Philipp Lahm am Höhepunkt seiner Karriere. (Quelle:welt.de)

Für den amtierenden Weltmeister und seinem Weltmeister-Trainer Jogi Löw heißt das nun: Mund abwischen und einen neuen Rechts-, Linksverteidiger oder defensiven Mittelfeldspieler zu finden. Erik Durm, Benedikt Höwedes und Marcel Schmelzer stehen parat. Löw hat nun zwei Jahre Zeit um ein neues Team ohne Lahm aufzustellen um die Mission: Europameister anzugehen.

Zusehen wird der Kapitän aber noch bis mindestens 2018 bei seinem derzeitigem Verein, dem FC Bayern München, wo er erst vor Kurzem einen neuen Vertrag bis 2018 unterschrieben hat und dort weiterhin mit den Weltmeistern Müller, Boateng, Neuer und Schweinsteiger spielen wird.

Der erst 30-jährige Lahm hinterlässt eine Lücke, die nicht zu stopfen ist. Genau so eine Lücke, die vermutlich Miroslav Klose hinterlassen wird und die bereits Gerd Müller, Franz Beckenbauer oder Günther Netzer hinterließen. Alles Spieler, die unersetzbar waren und in die Annalen des DFB gegangen sind. Philipp Lahm gesellt sich als Weltmeister hinzu.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Mit der 4. Halbfinalteilnahme bei einer Fußball-Weltmeisterschaft stellte die deutsche Nationalmannschaft einen neuen Rekord auf. Mit dem 7:1 über die Selecao schaffte man auch noch einen historischen Erfolg. Nach 2 3.Plätzen 2006 und 2010 und dem 2. Platz 2002 haben die Deutschen am Sonntag in Maracana wieder die Chance auf den vierten Weltmeisterschaftstitel in ihrer Geschichte.

Deutschland - Brasilien 7:1 (Quelle: taz.de)
Nach der Gruppenphase hieß es noch: "ganz schön wackelig", nach dem Algerienspiel sah man schon einer historischen Niederlage gegen Frankreich entgegen und nach dem Sieg über Brasilien scheinen nun alle Zweifel verschwunden zu sein. Der neue Weltmeister steht schon fest: Deutschland. Dabei spielt es offenbar auch keine Rolle, wer der Gegner sein wird. Egal ob die Argentinier mit Messi oder die Zweitplatzierten von Südafrika, die Niederlande mit Robben. Nach der famosen Leistung der deutschen Fußballer zweifelt daran niemand. Oder doch?

Zum Spiel selbst wurde viel geschrieben, gesagt und visualisiert. Sicherlich kann man die Leistung schmähen in dem man sagt: "Kein Neymar, kein Thiago Silva" und wenn man dazu noch den Druck der brasilianischen Elf addiert, dann kann man leicht sagen: "War doch klar!?!". War es eben nicht. Sicherlich fehlten die zwei wichtigsten Spieler, aber den Druck, den haben sie sich selbst zugeschrieben und vor allem angenommen. Mit dem ersten Tor konnte man erkennen, dass etwas nicht stimmte. Die Körpersprache war nicht mehr dieselbe.

Starke Rückhalt und die Ruhe in Person - Manuel Neuer
(Quelle: aargauerzeitung.ch)
Als dann das 2. und 3. folgte, war es bereits vorbei. Die großen Ballkünstler waren gebrochen, geschockt, enthauptet. Bloßgestellt vor ihrem eigenen Land. Dabei trugen sie gar nicht so viel Schuld. Kroos schlug eine seiner grandiosen Ecken, kongenial Partner Müller verwandelte, 1:0. Was dann folgte war Fußball von einem anderen Stern. Übrigens die deutsche Nationalelf spielt auch ohne einen ihren stärksten Spieler: Marco Reus kümmert sich derweil um seine Gesundheit und den eventuellen Start im September.

Wer kann Deutschland stoppen? Auf das Turnier gesehen könnten es tatsächlich nur die Nachbarn aus der Niederlande sein. Deren Offensivfußball könnte unsere Hintermannschaft gefährlich werden.

Das "Gran Final" von Rio de Janeiro. Die Erlösung. Die Bestätigung. Die letzte Möglichkeit?

Objekt der Begierde: WM-Ball und WM-Pokal
(Quelle: ran.de)
Wenn am Sonntag um 21 Uhr (MESZ) der Anstoss im Maracana erfolgt, geht es nur um eines: Gewinnen. Und das um jeden Preis. Die deutsche Nationalelf hat es mehr verdient als wohl jede andere Nation. 2002 gegen Angstgegner Brasilien gescheitert, 2006 gegen Italien und 2010 gegen die goldene Ära der Spanier verloren. Zwar schloss man das Turnier mit einem dritten Platz 2006 und 2010 ab, aber ein deutsches Belo Horizonte will man dieses Jahr nicht erleben, schon gar nicht Rekordtorschütze Miroslav Klose, der 2002 bereits im Finale stand und seine große Karriere mit einem Knall beenden will.